Spirituelle Grenzerfahrungen schaffen neue Tatsachen und eröffnen ungewohnte Perspektiven im post-pandemischen Dasein.
Knapp einen Monat ist es nun her, dass ich meine Erfahrungswerte rund um die Rauhnächte und das Räuchern (virtuell) zu Papier brachte. Manch einer wird sich also fragen, wie ich das umfassend beschriebene „Grundproblem meiner Existenz“ (meine treuen Leser wissen, dass ich ab und an zur Theatralik neige…) nun zu lösen gedenke. Nun, ganz einfach: Gar nicht!
Durch jenen denkwürdigen Ausruf habe ich nun einerseits den Spannungsbogen dieses Beitrags radikal beendet – andererseits habe ich damit meine im Zuge des letzten Blog-Beitrags mühsam erworbene Kompetenz mit nur einem Satz vom Tisch gefegt. Ja, ich hätte an dieser Stelle auch wieder mit geballter Eloquenz über „Sein oder Nichtsein“ schwadronieren können – aber ich bin erstens eine recht sarkastische Natur und zweitens viel zu sehr Realist, als dass ich der unbeugsamen Wahrheit entgehen könnte. Zeit, um Tatsachen zu schaffen!
In aqua veritas… oder so ähnlich!
Es kommt wohl vor, dass man sich als suchender Geist in das eine oder andere Szene-Lokal verirrt. So weiß ich selbst nicht mehr genau, wie es dazu kam, dass ich eines Abends in Wien im Schikaneder saß, mich über spanische Touristen am Nebentisch wunderte und nebenbei mit einem einsamen Städteplaner über den Sinn des Lebens sprach. Da fing ich an über das von mir eruierte Existenzproblem zu philosophieren. Spätestens nach dem dritten Spritzer und zwei Toilettengängen begriff ich, dass all das, was ich da so von mir gab, auf gut Wienerisch „an Schmoan“ ist. Ob diese Erkenntnis nun daher rührte, das ich mich hier mit diesem überaus kritischen Menschen unterhielt, oder ob es vielmehr der Spritzer war, der sein Übriges tat (dieser entsprach im Übrigen wohl eher einem Mineralwasser mit leichtem Schuss), vermag ich nicht mehr zu sagen. Tatsache ist: Ich darf mir die Thematik erneut zu Gemüte führen.
Die Mär vom weißen Perd
Es klang alles gar zu schön, um wahr zu sein. Ich, die verkopfte Realistin, findet Wege, um Kopf, Herz und Bauch in einen harmonischen Einklang zu bringen. Am Ende werde ich endlich ganz „Mensch“ und reite auf einem weißen Schimmel dem Sonnenuntergang entgegen. Es gibt im Übrigen einen Song, der diese Szene sehr malerisch beschreibt. Nein, dieses Mal verweise ich nicht auf Bob Ross… sondern auf ABBA: In „Put On Your White Sombrero“ singt Anni-Fried (nicht die Blonde, sondern die Andere): „Zieh deinen weißen Sombrero an, sattel dein Pferd, und reite in den Sonnenuntergang.“ So weit, so gut – aber jetzt kommt’s: „Wie ein altmodischer Held, stehst du vor mir, oh, denkst du unser Leben ist ein Film? Meine Welt ist echt. Ich lebe und fühle und kann ohne dich auskommen.“ – Zack. Da ist die Quittung… da soll noch einmal jemand behaupten, ABBA sei oberflächlicher Bubble-Pop. Die Essenz aus all dem? Kein Sonnenuntergang währt ewig. Irgendwann bricht die Nacht herein und dann wird es Zeit, der Wahrheit ins Auge zu blicken.
Zauber des Moments
Was bedeutet das nun im Klartext? Die von mir beschriebene These, ich sei durch und durch Rational ist so nicht ganz richtig. Die Wahrheit ist: Ich bin ein sehr „gefühliger“ Mensch… und impulsiv obendrein! In der Kopf-Ebene war ich nicht immer Zuhause… das ist vielmehr eine Eigenschaft, welche ich mir im Laufe der Jahre angeeignet habe. Ja, ich darf mehr in den Bauch spüren… beziehungsweise ihn mit der Ratio in einen Einklang bringen, aber ich darf vor allem auch alle Facetten meiner Selbst zulassen. Wie mit das gelingt? Indem ich offen bin für das, was ist. Auch im Qigong und im Taijiball geht es darum, den Moment zu zelebrieren. Ich übe mich jeden Morgen auf’s Neue darin – bin dann ganz die Caterpillar, die sich Wirbel für Wirbel wieder aufrichtet. Das gelingt mir freilich auch nicht immer – auch ich habe noch Tage, an denen ich im Kopf schon im geistigen Nirvana bin. Mit der Zeit wird es immer besser und der „Zauber des Moments“ erhält eine ganz eigene Bedeutung. In diesem Sinne: Haola – die Reise geht weiter!
Liebe Yoko!
Es ist sehr inspirierend deine Zeilen zu lesen. Wirklich zu lesen und nicht nur zu überfliegen. – Lässt nachdenken und reflektieren.
Ja, eine sehr große Herausforderung: das Sein im „Hier und Jetzt“, bei dem was man tut.
Danke 🙏 für deinen Beitrag.
Haola